Wie Sand der durch die Finger rieselt, so fließt die Zeit dahin.
Das Jahr ist fast zu Ende und was soll ich sagen, "Wenn du mich verlierst" ist veröffentlicht. Nach jahrelanger Arbeit ist mein Lieblingsdrama endlich erhältlich. Die Geschichte auf die ich gewartet habe. Die ich selbst lesen wollte, kann jetzt von anderen gelesen werden. Mich macht das glücklich und Glücksmomente waren in den letzten Jahren rar gesäht.
Ich spreche nicht gerne über mein Privatleben, da ich denke, dass es niemanden etwas angeht, was ich mit mir herumschleppe. Doch heute will ich eine kleine Ausnahme machen und kann vielleicht auch anderen damit helfen. In meinem Roman geht es unter anderem darum nie aufzugeben. Egal wie übel das Leben gerade ist, man kann selbst entscheiden, was man daraus macht. Klar, wenn man am Boden liegt, hilft einem diese Weisheit nicht sonderlich. Das findet auch mein Protagonist Ben. Doch Amber ist da anders, sie mag am Anfang echt fertig sein, doch dann springt der Überlebensmodus an und sie sucht nach einer Lösung. Immer optimistisch, dass es einen Weg gibt.
Genau das macht auch mich aus und davon habe ich in den letzten 2 Jahren oft Gebrauch gemacht. Ich habe mir schon immer Kinder gewünscht und wollte das vor eben dieser Zeit mit meinem Partner angehen. Mir war klar, dass die Möglichkeit besteht, dass es nicht funktioniert, doch ich hätte nicht mit dem gerechnet, was auf uns zukam. Zum ersten Mal wurde ich mit dem Thema Fehlgeburt und Abort konfrontiert. Gleich der erste Versuch endete darin. Der zweite Abort dann vier Monate später. Darauf folgte der dritte. Darüber spreche ich nur ungern aber vielleicht macht es einigen Mut, nicht aufzugeben. Nachdem ich also wirklich am Boden war, habe ich mich von Spezialisten untersuchen lassen und gelernt, dass es die Aussage: "Du kannst keine Kinder kriegen" heutzutage nicht mehr so häufig gibt. Die Medizin hat so viele Möglichkeiten parat. Ich wollte aber zunächst wissen, was da in mir eigentlich passiert. Diese Zeit war unglaublich hart, da ich von außen so viele blöde Kommentare bekommen habe. Ich hatte mich damals kaum selbst erkannt, war schlecht drauf, konnte über fast nichts anderes reden und wollte mit aller Kraft eine Lösung finden. Immer die Ungewissheit im Hinterkopf. Irgendwann konnte ich kaum noch raus, da dort überall glückliche Mütter waren. Aus dem Internet habe ich mich ferngehalten, denn Social Media hat regelrecht Spaß daran, einem sensible Inhalte zuzuspielen, egal wie oft man auf sensible Inhalte vermeiden klickt.
Nach 6 Monaten intensiver Diagnostik, stand ich dann endlich mit einem Ergebnis da. Immunologische Sterilität. Ohne Hilfe wird es nicht funktionieren. In Deutschland gäbe es aber einen Arzt der sich genau darauf spezialisiert hat. Also startete ich die Behandlung in diesem Februar und wurde direkt wieder schwanger und es blieb.
In der 12 Woche dann der Verdacht auf Trisomie 21 mit der Empfehlung so schnell wie möglich abklären zu lassen, ob es so ist um dann noch abtreiben zu können. Mein erster Gedanke: pure Blasphemie! Dieses Kind ist perfekt. Ich verstand die Panik vor einer solchen Diagnose nicht. Die ganze Schwangerschaft über hat mich dieser Verdacht begleitet. Ich musste oft zum Screening und konnte mich schon wegen der ganzen Vorgeschichte kaum entspannen. Ich hatte mich kaum getraut jemandem von dem Verdacht zu erzählen, da es sonst wieder blöde Kommentare gibt. Vor ein paar Wochen kam sie dann auf die Welt ohne extra Chromosom. Für mich hat es nicht mehr wirklich eine Rolle gespielt.
Für meinen Wunsch habe ich viel auf mich genommen, muss noch heute Medikamente nehmen und bin dennoch dankbar, dafür eben nicht aufgegeben zu haben. Beharrlichkeit und Hoffnung lohnen sich immer.
Das hätte sich auch mal mein Protagonist merken sollen. Wenn ihr das Drama um Ben und Amber noch nicht gelesen habt, dann schaut doch mal bei Amazon vorbei.