Plötzlich sind da 480 Seiten. Wie konnte das nur passieren? Meine Masterarbeit hatte gerade mal 100 mit Anhang. Das sind 115.345 Wörter. Wenn man bedenkt, dass ich das erste Manuskript mit 119.000 Worten ganze 2x verworfen habe um nochmal von vorne anzufangen, dann macht das verdammt viele Worte. Allerdings musste ich mich ja ausprobieren, meine Zeitform und meinen Schreibstil finden.
Aber wie habe ich denn nun angefangen und vor allem mit was? Viele würden vermuten man fängt bei Kapitel 1 an. Ich aber habe mit Kapitel 6 begonnen und von dieser Szene aus, den Rest der Geschichte wie Pflanzenarme ausgestreckt. Trotz unzähliger Änderungen ist diese Szene auch noch fast genauso wie ich sie damals geschrieben habe.
In einem Buchplaner habe ich das Konzept zunächst runtergeschrieben und Schlüsselszenen definiert. Einige davon sind felsenfest geblieben, andere völlig verschwunden. der größte Meilenstein, auf den ich absolut nicht verzichten kann, ist der sogenannte Open Farm Day. Dort zeigt meine Protagonistin dass sie stark und furchtlos ist. Gleichzeitig ist das eine wundervoll unbeschwerte Szene. Meine Figuren können mal tief durchatmen und den Tag einfach genießen. Bis zum Abend an dem sich wieder einiges zusammenbraut. Szenen wie diese, waren in meinem Kopf schon so gut ausgearbeitet, dass ich mit ihnen angefangen habe. Zunächst geplottet, also die Handlung grob runtergeschrieben, dann sauber ausgeschrieben und schließlich 8x überarbeitet. Mal sehen was im Lektorat damit passiert.
So habe ich nach und nach einzelne Szenen zusammengeschrieben und ab einem gewissen Punkt bin ich tatsächlich chronologisch vorgegangen. Denn jetzt mussten Informationen verknüpft und sortiert werden. Das ist auf 480 Seiten gar nicht so leicht. Eine Information die auf Seite 15 verwendet wird und sich 300 Seiten später wiederholt muss perfekt abgestimmt werden. Zwischen all dem habe ich für meine Leser auch noch Hinweise zur Lösung des Gesamtproblems versteckt. Diese mussten subtil aber bemerkbar bleiben. In der Auflösung sollten die dann im besten Fall wieder vorkommen. Ich hatte vermutet, dass das die größte Herausforderung wird. Interessanterweise fiel es mir aber leicht den Überblick zu behalten. Die wichtigsten Sätze hatten sich zum Beispiel so gut eingeprägt, dass ich sie immer wieder abrufen konnte, egal wie oft ich Zeilen geändert habe. Aktuell ist mir absolut schleierhaft wie ich das geschafft habe. Außerdem frage ich mich, wie ich die Energie aufgebracht habe, das Buch neben der Arbeit und meinen Hobbies zu schreiben. Die Wochenenden gingen vollständig drauf. Teilweise saß ich bis 2 Uhr nachts am Laptop, und konnte um 8 morgens mit exakt dem gleichen Gedanken weiter machen.
Nach knapp 6 Monaten war es dann da. Das fertige Rohmanuskript, das gerade lektoriert wird. Bald stelle ich euch eine kleine Leseprobe online.